Hl. Mauritius

Der Legende nach war der Hl. Mauritius Primicerius der Thebaischen Legion. Sein Gedenktag ist am 22. September. Die Thebaische Legion bestand angeblich vollständig aus in der Thebais (Ägypten) rekrutierten Christen. Die Legion soll zweimal die Kollektivstrafe der Dezimierung erfahren haben und dann vollständig ausgelöscht worden sein.

Im Kirchenlexikon von Joseph Kardinal Hergenröther1 wird von zwei Überlieferungen berichtet, die für das Martyrium unterschiedliche Auslöser beinhalten. Einmal erteilt Kaiser Maximian den Befehl, alle Christen auszulöschen und befiehlt die Dezimierung nach Befehlsverweigerung. Nach der zweiten Dezimierung, wird Mauritius dabei folgende Frage an den Kaiser in die Feder gelegt:

"Wir sind deine Soldaten, aber zugleich Knechte Gottes; dir schulden wir den Heeresdienst, Gott Sündenlosigkeit; von dir haben wir Gold erhalten, von Gott das Leben. Darin können wir dir nicht folgen, dass wir Gott, unsern und - du magst wollen oder nicht - deinen Schöpfer, verleugnen. In allem Übrigen werden wir dir, wie bisher, gehorchen. Zuerst haben wir Gott den Fahneneid (sacramenta) geschworen, dann dem König; wenn wir den ersten brechen, verdienen wir auch hinsichtlich des anderen kein Vertrauen. Du befiehlst uns, die Christen herbeizuschaffen - nun wir selbst sind Christen. Wir weinen nicht, wir freuen uns über den Martertod unserer Brüder. Unsere Lage wird uns nicht gegen dich zu Rebellen machen; wir haben die Waffen, aber wir widersetzen uns nicht; wir wollen lieber als Unschuldige sterben, denn als Schuldige leben. Christianos nos fatemur, persequi Christianos non possumus"
Die andere Überlieferung berichtet, dass Maximian vor dem Feldzug gegen die aufständischen gallischen Bauern (Bagauden) ein Opfer an seine Götter befahl, bei der sich die Thebaische Legion mehrfach verweigerte. Hierbei wird die obere Antwort an den Kaiser, fast wörtlich, als eine Rede von Mauritius an seine Soldaten dargestellt.

Die beiden Überlieferungen werden auch zu einer verwoben und so die Christenverfolgung und die Opferung an Mars als Auslöser der Gehorsamsverweigerung genannt. Hans Hümmeler schrieb in Helden und Heilige2:

"In Stahl geschient, die stählerne Lanze in den Fäusten, warteten sie auf den Ruf des Kaisers, zu marschieren und loszuschlagen. Statt dessen kam der Befehl, die Täler und Höfe nach Christen zu durchsuchen. Gegen Häscherdienst und Mord an Wehrlosen aber empörte sich das soldatische Ehrgefühl. Die Legion verweigerte zum erstenmal den Gehorsam. Der Kaiser selbst eilte herbei und hielt Gericht. Offiziere und Soldaten traten vor ihn hin. Niemand leugnete, ins Gesicht gefragt, dass er Christ sei. Maximian ließ zur Warnung jeden zehnten Mann auslosen und hinrichten. Die Legion stand unbewegt. Niemand erhob die Hand wider den Kaiser, aber auch niemand trat vor, um dem Erzbild des Lagergottes Mars Weihrauch zu streuen. Maximian ließ die Legion noch einmal dezimieren. Vergeblich - das rinnende Blut getöteter Kameraden verpflichtete die Überlebenden erst recht, Ehre, Gewissen und Glauben über den Willen zum Leben und über die Willkür des Staates zu stellen. Sie waren gewohnt zu kämpfen und zu siegen. Nun bestanden sie auch die höchste und schwerste Kraftprobe: waffenlos zu leiden und zu sterben. Mannhaft gingen sie alle in den Tod voran die drei christlichen Offiziere Mauritius, Kandidus und Exsuperius.
[...]
Gott hatte ihm, dem Offizier, mit dem Kommando über seine Mannschaft auch die Verantwortung für sie anvertraut. Hätte Mauritius in der Stunde der Entscheidung versagt, wäre dann nicht die ganze Legion abtrünnig geworden? Echte Führerschaft stammt ja nicht aus einer übertragenen Befehlsgewalt, sondern einzig aus der mitreißenden Kraft des Vorbildes. Vorsterben können - das ist wahrhaft groß und heilig. Vorleben aber ist größer noch als vorsterben."

Der Hl. Mauritius soll nach einigen Quellen, die erst im 8. Jahrhundert hergestellte, heilige Lanze geführt haben, dem ältesten Stück der Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches, welche heute in Wien ausgestellt werden. Die Lanze soll die Unbesiegbarkeit in der Schlacht gesichert haben und wird wahrscheinlich seit dem 11. Jahrhundert Mauritius zugeschrieben.

Es gab mehrere römische Legionen mit dem Beinnamen "Thebaisch", die Legende enthält aber viele Unstimmigkeiten und Widersprüche und so wird die Existenz der in der Legende beschriebenen Legion bezweifelt, auch weil erst hundert Jahre nach dem Blutbad entsprechende Aufzeichnungen auftauchen.

1 Kirchenlexikon oder Enzyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften; 2. Auflage 1891 Begonnen von Joseph Kardinal Hergenröther fortgesetzt von Dr. Franz Kaulen
2 Helden und Heilige, Die Geschichte ihres wahren Lebens - Dargestellt für jeden Tag des Jahres; Jubiläums-Ausgabe 1954; Hans Hümmeler; Verlag Haus Michaelsberg, Siegburg

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