Johannes der Täufer

Wer war das?
Wo kommt er her?

Der Evangelist Lukas berichtet: „Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.“ Lukas nennt den Namen des Ortes nicht. Es könnten verschiedene Städte in Frage kommen. Die Tradition für En Kerem lässt sich jedoch bis ins 6. Jahrhundert zurückverfolgen. Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, war Priester im Tempel in Jerusalem. Deshalb musste sein Wohnort in der Nähe von Jerusalem sein.

En Kerem liegt in einem Tal am Westhang des judäagebirges, etwa 7 km vom Tempelberg entfernt, an der Straße, die nach Westen zur Küstenebene führt. Der Ort hat seinen Namen von einer Quelle, die in diesem Tal entspringt und die seit der Kreuzfahrerzeit auch Marienquelle genannt wird. In En Kerem befinden sich zwei Gedenkstätten an denen der Heimsuchung Mariä und der Geburt des hl. Johannes gedacht wird. Das Lukasevangelium macht eine Andeutung aus der man ein zweites Haus herauslesen kann. Dort heißt es:

„Als die Tage seines Dienstes (im Tempel) zu Ende waren, kehrte er (Zacharias) nach Hause zurück. Bald darauf empfing seine Frau Elisabeth einen Sohn und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war.“

Im Laufe der Zurückgezogenheit wäre dann Maria von Nazareth zu ihrer Verwandten Elisabeth gekommen.
Lukas berichtet über die Heimsuchung wie folgt:

„Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Da sagte Maria : Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind,
er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.“

Majolikplatte mit deutschen Text im Vorhof der Heimsuchungskirche

(Dieser Triumphgesang Marias, das Magnificat, ist im Vorhof der Heimsuchungskirche in vielen Sprachen auf Majolikaplatten angebracht.)

Wahrscheinlich greifen diese drei Monate über die Geburt des Johannes hinaus. Gerade in den schwersten Tagen blieb Maria bei ihrer schon alternden Verwandten, um ihr die notwendigen Dienste zu leisten. Die noch heute mitten im Dorfe sprudelnde Quelle sah ohne Zweifel die jüngere der Frauen jeden Tag das Wasser für den Haushalt schöpfen. Mit Recht nennt man sie deshalb auch Marienquelle.

Die Geburtskirche des hl. Johannes, die St. Johanneskirche, erhebt sich über dem überlieferten Wohnhaus des Zacharias. Sie wurde von den Franziskanern auf den Ruinen der alten Kirche wieder aufgebaut. Wie bei vielen damaligen Häusern gehörte wohl zum Wohnhaus eine Felsengrotte. In diesem, im Sommer angenehm kühlen Raum, kam nach der Tradition der Vorläufer des Messias zur Welt. Über die Ereignisse bei der Geburt berichtet der hl. Lukas:

„Für Elisabeth kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine Mutter aber widersprach ihnen und sage: nein, er soll Johannes heißen.Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes. Im gleich Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott. Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa. Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war. Sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt und begann prophetisch zur reden:
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;
er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David.
So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten.
Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen;
er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht,
an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat; er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen
in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsre Tage.
Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten.
Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höh um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.
Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.

Blick auf das Tote Meer von der Straße, kurz vor Qumran

Über den Ort in der Wüste, wo Johannes sich aufgehalten hat, wird im Evangelium nichts gesagt.
Neuere Forschungen lassen vermuten, dass er sich einer religiösen Gruppe, den Essener, am Ufer des Toten Meeres, am Fuß zerklüfteter Felsen, in denen es viele Höhlen gab, angeschlossen hatte. Diese lebten streng religiös in Gütergemeinschaft und Zölibat und der Alltag bestand aus Studium und Gebet. Die Essener hinterließen eine Menge an Literatur, von der ein Teil, die sogenannten „Schriftrollen vom Toten Meer“ von Archäologen entdeckt wurde. Sie lieferten den Beweis, dass die Essener fromme Juden, jedoch Esoteriker waren, die durch Mystizismus etwas abseits standen, ganz unter dem Bann der apokalyptischen Literatur und deren Visionen vom Weltende und der Ankunft des Reiches Gottes. Sie praktizierten die Taufe, die sie mit dem althebräischen rituellen Tauchbad Mikwe ergänzten – einem symbolischen Akt der Reinigung durch das Wasser.
Johannes der Täufer war zumindest von den Essenern stark beeinflusst. Er sammelt eine eigene Gefolgschaft um sich, die er mit Hilfe der Taufe zu Rechtschaffenen machte und das bevorstehende neue Reich vorbereitete. In einem Wüstengebiet wirkend, das zum Landbesitz der Essener-Kommune gehörte, verkündete Johannes, er sei in der Wüste, um dem Herrn den Weg zu bereiten.
Er stand geistig über der Masse, und diese spürte die Kluft, die zwei grundverschiedene Welten voneinander trennte. Dennoch begann eine große Volkswallfahrt zum Jordanufer bei Bethania, östlich von Jericho, wo Johannes taufte. Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen.

Johannes erfuhr von den Taten und Wunder die Jesus vollbrachte und schickte deshalb zwei seiner Jünger zu Jesus und ließ ihn fragen: (Lukas 7,20)

„Als die beiden Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten? Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“

Und Lukas berichtet weiter:

„Als die Boten des Johannes weggegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden, er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die vornehm gekleidet sind und üppig leben, findet man in den Palästen der Könige. Oder was habt ihr sehen wollen als ihr hinausgegangen seid? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt:
Ich sende meinen Boten vor dir her, er soll den Weg für dich bahnen.
Ich sage euch: Unter allen Menschen gibt es keinen größeren als Johannes; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er. Das ganze Volk, das Johannes hörte, selbst Zöllner, sie alle haben den Willen Gottes anerkannt und sich von Johannes taufen lassen. Doch die Pharisäer und die Gesetzeslehrer haben den Willen Gottes missachtet und sich von Johannes nicht taufen lassen.“

Für die Pharisäer und die eleganten Sadduzäer hat er harte Worte. Ihnen droht er das Gericht Gottes an. Diese fühlen sich gekränkt und suchen nach Rache. Immer stärker bekommt er den Hass der Pharisäer zu spüren. Als Herodes Antipas, Vierfürst von Galiläa, mit seinen Trabanten zufällig sich unter das Volk mischte um dem unbekannten zuzuhören, wurde er von Johannes erkannt. Dieser kritisierte ihn furchtlos und warf ihm Ehebruch und andere Schandtaten vor. Herodes wollte ihn festnehmen lassen, doch die Volksmenge hielt ihn dann doch zurück. Noch in der folgenden Nacht fesselten ihn die Pharisäer und überlieferten ihn Herodes. Dieser sperrte ihn in einen Kerker. Dort konnte er sich jedoch frei bewegen und Herodes besuchte ihn des öfteren. Er behandelte ihn achtungsvoll und ließ sich sogar von ihm beraten.
Ein volles Jahr, nachdem sich hinter ihm das Kerkertor schloss, glaubte Johannes, dass Herodes ihn nicht umbringen lassen würde.
Die Geliebte von Herodes, mit der er im Ehebruch lebt, fürchtete den Einfluss des Täufers, dass es ihm gelingen könnte Herodes von ihr zu trennen. Das Geburtstagsfest des Antipas ist ihr ein willkommener Anlass, durch einen sinnbetörenden Tanz des „Mädels“ Salome ihrem Gemahl ein unbedachtes Versprechen zu entlocken. Einmal im Besitz eines gegebenen Wortes, säumt sie keine Minute, den Gegner zu vernichten. Sofort muss der Henker in den Keller der Burg hinabsteigen und das Haupt des Täufers den Festgästen zeigen.


Sein Grab wird in Samaria, nördlich von Nablus, verehrt. Dort haben angeblich seine Jünger den enthaupteten Leichnam beigesetzt. Heute kann man dort noch die Ruinen der Johanneskirche aus der Kreuzfahrerzeit besichtigen, die auf den Trümmern einer byzantinischen Kirche errichtet wurde.

Johannisfeuer

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